Soziale Unsicherheit ist gekennzeichnet durch eine Kombination von Angst in Anwesenheit anderer (bzw. Bewertungsangst in sozialen Situationen) und Vermeidung sozialer Situationen. Sozial unsichere Menschen fallen im Alltag zwar oft nicht auf, da sie dem ersten Eindruck nach nur zurückhaltend zu sein scheinen, in der Interaktion mit anderen zeigen sie jedoch oft eine übermäßige Schüchternheit, Ängstlichkeit, Unsicherheit sowie Vermeidungsverhalten. Eine soziale Phobie ist eine anhaltende, unangemessen starke Angst vor und in Situationen, in denen man im Fokus der Aufmerksamkeit steht oder von anderen Menschen prüfend betrachtet werden könnte.
Sozialphobiker berichten häufig, dass ihre Eltern Sozialkontakte mit anderen Familien weniger unterstützten, sie von neuen sozialen Erfahrungen eher abhielten, übermäßigen Wert auf die Meinung anderer legten und eher Scham als Disziplinierungsmethoden einsetzten. Diese Menschen führen einen negativen Ausgang einer sozialen Situation eher auf interne Faktoren (auf sich selbst und die eigenen Unzulänglichkeiten) zurück, ein positives Ergebnis dagegen eher auf externe Faktoren (Glück, Schicksal oder wohlwollendes Verhalten anderer). Sie weisen ein Übermaß an negativen selbstbezogenen Gedanken auf und erwarten negative Bewertungen von anderen, überschätzen im Vergleich zu anderen die Wahrscheinlichkeit eines negativen Ereignisses und unterschätzen die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ausgangs.
Die PatienInnen weisen häufig ein schlechteres Erinnerungsvermögen an den Gesprächsinhalt einer Unterhaltung auf als nicht ängstliche Menschen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Merkfähigkeitsstörung, sondern um eine angstbedingte Aufmerksamkeitsstörung.
Sozialphobiker beachten sozial bedrohliche Reize in übermäßiger Weise, was zu einer Leistungsbeeinträchtigung führt. Dies erklärt auch die Leistungsminderung bei Prüfungsangst.
Nicht nur Schüler und Studenten müssen Prüfungen absolvieren, sondern auch Erwachsene. Mit Prüfungen kann man in jedem Alter konfrontiert werden. Auch eine einschneidende, entscheidende, belastende Lebensphase kann eine Prüfung sein. Wer sich jedoch seiner Stärken bewusst ist, kann in jeder Prüfungssituation angemessen mit Stress umgehen, selbstsicher auftreten und souverän auf sein Wissen zurückgreifen.
Eine kognitive Verhaltenstherapie verbindet Gedanke, Gefühle und Verhalten miteinander. Die KlientInnen werden unter therapeutischer Führung dazu gebracht, sich mit ihren Ängsten aktiv auseinanderzusetzen, um sie so Schritt für Schritt abzulegen. Dies geschieht beispielsweise mithilfe eines Selbstsicherheits- und Kompetenztrainings zur Verbesserung der sozialen Kompetenz bei einer generalisierten Sozialphobie und bei selbstunsicherer Persönlichkeitsstruktur. Konfrontationstherapie hilft bei spezifischer Sozialphobie, wo aus Angst vor sozialer Kritik vorhandene soziale Kompetenzen nicht genutzt werden. Kognitive Therapie gilt als grundlegender Therapiebaustein bei allen sozialen Ängsten.